Auflagen: Sylt will keine neuen Ferienwohnungen mehr

Die Gemeinde Sylt hat ein Verbot für den Bau neuer Ferienwohnungen beschlossen. Die Gemeindevertretung habe einstimmig für das Beherbergungskonzept gestimmt, hieß es am 16. März abends auf der Seite der Gemeinde. Dies sei ein deutliches Signal für ein ausgewogenes Miteinander von Einheimischen und Gästen – und für eine lebens- und liebenswerte Gemeinde.

Bürgermeister Nikolas Häckel (parteilos) sagte dem NDR kurz vor der Abstimmung: "Wir empfinden ja auf Sylt seit Jahren schon ein Ungleichgewicht zwischen Ferienwohnen und Dauerwohnen. Mit dem heutigen Beschluss soll erreicht werden, dass wir wieder ins Gleichgewicht kommen. Dauerwohnen ist deswegen so wichtig, weil wir Menschen hier vor Ort brauchen – für die Feuerwehr, Pflege, im Schichtdienst."

Nach der Abstimmung postete er auf Facebook: "Das ist ein tolles Signal an die Sylter:innen, aber auch für einen verträglichen Tourismus." Nun seien mehr als 120 Bebauungspläne anzupassen, um weitere Ferienwohnungen auszuschließen und Dauerwohnraum zu sichern. Deshalb sollen auch Arbeitsplätze geschaffen werden. "Für die Ortsentwicklung wurden drei neue Personalstellen gebilligt, um diese große Aufgabe zu bewältigen", schrieb der Bürgermeister weiter.

Birte Wieda vom Bürgernetzwerk "Merret reicht's" teilte nach der "denkwürdigen" Gemeindevertretersitzung mit: "Sylt hat gewonnen! All denen, die es in diesem Leben nicht mehr für möglich gehalten haben, dass sich auf Sylt etwas zum Besseren wendet, sei gesagt: Es geht eben doch! Wenn wir uns gegenseitig vertrauen und zusammentun."

Zur Gemeinde Sylt gehören Westerland, Rantum, Archsum, Keitum, Morsum, Munkmarsch und Tinnum. Für die anderen Orte der Nordsee-Insel wie List oder Kampen gilt das Konzept zunächst nicht. Wieda sagte, es sei nun sinnvoll und notwendig, dass sich auch die übrigen Sylter Gemeinden dem Beherbergungskonzept anschlössen.

In einem Gutachten war festgestellt worden, dass die Menge der Wohnungen, die in der Gemeinde Sylt durch Ferienwohnungen und auch Nebenwohnsitze dem Markt entzogen werde, immens hoch sei. Die Folge seien etwa der zunehmende Mangel an bezahlbarem Dauerwohnraum und Verkehrsbelastungen. In einigen Lagen gefährde dies bereits das Ortsteilleben, da immer weniger dauerhaft auf der Insel Wohnende für Ehrenamt, soziale Einrichtungen oder als Arbeitskraft zur Verfügung stehen.

Auch für das Gastgewerbe auf der Insel ist es aufgrund des Mangels an bezahlbarem Wohnraum schwierig, neue Mitarbeiter zu rekrutieren.

Dirk Erdmann vom Hotel Rungholt teilt als erster Vorsitzender des Vorstands des Dehoga Sylt für den Verband auf Anfage der ahgz mit: "Grundsätzlich begrüßen wir die Entscheidung, auf Sylt den weiteren ungezügelten Ausbau von Ferienunterkünften zu begrenzen. Die Insel verkraftet nur eine bestimmte Anzahl von Gästebetten. Inwieweit davon auch Baustopps für Hotels betroffen sein werden, kann ich derzeit nicht beurteilen."


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